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Eine Installation für den öffentlichen Raum in der ich den Besucher mit der Vielfältigkeit seines eigenen Standpunkts - betrachtet aus den verschiedenen Perspektiven des Raums – konfrontiere, ihn verorte und ihm durch eine Projektion verdeutliche wo er steht. Ich hoffe darauf, dass er wider der Scham in Anbetracht dessen was er sieht - die Lust, die Kraft und den Triumph seiner Lebendigkeit erfährt, die ihn an der Realität des Raums zweifeln lässt. Ein Kunststück.

Seit dem ich politisch denke sehe ich Bilder sinnloser Kriege, Bilder Millionen und Abermillionen verhungernder und verdurstender Menschen, Bilder unsäglichen Leids, welches Menschen, Menschen antun. Keines dieser Bilder möchte ich missen haben sie mir doch die Augen geöffnet, mich berührt. Ich werde den sinnlosen Tod nicht in der Sinnlosigkeit versinken lassen. Ich fürchte, dass es irgendwann diese Bilder nicht mehr geben wird, weil es noch schlimmer geworden ist.
Würde sich die Menschheit trotz allen Leids nur gegen das stellen, was Menschen, Menschen antun sowie gegen den wider besseren Wissens zerstörerischen Umgang mit der Natur, so wäre es eine ansehnlichere Welt.

Ich zweifle am Offensichtlichen bin ich doch in dem Teil der Welt aufgewachsen, der seinen Wohlstand jenseits aller einklagbaren Gerechtigkeit aufgebaut hat. Ich glaube nicht den mit Krawatte und Anzug uniformierten Konquistadoren und eben so wenig den sich in die uniforme Unglaubwürdigkeit einreihenden Frauen. Ich glaube nicht der öffentlich inszenierten Politik, nicht dem seriellen Credo des nicht verhandelbaren Status Quo in den allgegenwärtigen Medien. Ich glaube nicht der kalten Logik der wissenschaftlichen Vernunft, die sich Kraft ihrer Nützlichkeit an die Märkte angedient hat, nicht Aufklärung und Emanzipation, sondern die filetierte Optimierung der Prozesse ist die Triebfeder; Erkenntnisse sind nur dort bezahlbar wo sie wirtschaftlich verwertbar erscheinen. Ich glaube den Pharisäern und Korrumpierten nicht, ich misstraue ihrem Eigennutz und traue ihrer Umarmung nicht. Ich misstraue der - auf einem endlichen Planeten Unendlichkeit voraussetzenden Logik des Wirtschaftens.

Klein und schwach, ein redliches, karges Hinschauen, ein stolperndes sich in Frage stellen, ein aufmerksames zur Kenntnis nehmen, eine nicht ins Gewicht fallende menschliche Unbestechlichkeit, die sich verbindet. In dieser Verbindung keimt die Kraft zur Kritik. Entgegen der geschickten Okkupationen gesellschaftlicher Widerstände im öffentlichen Raum bewahrt sie sich den Mut zur Anklage. Ich fürchte mich vor der eindimensionalen Skrupellosigkeit der Mächtigen und freue mich keiner von Ihnen zu sein, weil ich schwach bin und ich mich nicht davor schützen könnte schmeichelhafter Weise einer von ihnen zu werden.

Entscheidungen werden "Wider-besseren-Wissens" zugunsten eines kurzweiligen monetären Vorteils getroffen. Der schleichende Pauperismus großer Bevölkerungsteile und die Auswirkungen drohender Naturkatastrophen werden unser Leben nachhaltig verändern.
Ich fürchte mich vor den unmenschlichen Kräften der Gier, des Profits und der Konkurrenz, da ich weiß wie viel Herzblut sich in ihnen engagiert. Ebenso fürchte ich mich vor den gut gemeinten Forderung nach einer besseren Welt ohne Zweifel an der eigenen Perspektive, denn ich bin nicht nur von Selbstlosigkeit beseelt. Ich fürchte mich vor all denen, die nicht "Ich" sagen, sondern sich auf ein Größeres ihnen Äußeres berufen, einen Gott, eine Nation oder eine Idee. Ich traue den Emotionen nicht, sind sie doch allzu oft erbarmungslos, ich traue meiner Gewissheit nicht - so bleibe ich. Meine Menschlichkeit stellt zaghaft das "Schöne-Leben" in Frage, im nächsten Moment konfisziert der kleine Vorteil meine Solidarität.

Aus verschiedensten Positionen im Raum sehe ich verschiedene, mir eindeutig erscheinende Erklärungen - ich durchschreite den Raum um meinen Maßstab zu finden. Es scheint möglich und ist dennoch nicht greifbar - versteckt in Moralen, Ideologien, Wahrheiten und den Interessen der Bestplatzierten, versteckt in Ökolabeln, Energiesparzertifikaten und individueller Eitelkeit. Die Spannung des Widerstands verliert sich im Schein des Richtigen. Es geht um ein Sich-Einlassen, ein Mitfühlen, ein Sich-Fühlen in Anbetracht eines Du. Mit einem Ja zu mir selbst, in dem ich die Spannung zwischen menschlichem Zweifel am Geschehen und kalkulierter Handlungswirklichkeit wahrnehme, aushalte und wieder und wieder Unrecht als Unrecht benenne auch wenn es mich zerreißt.

Die Menschlichkeit in uns lässt sich nicht instrumentalisieren, wohl aber verpanzert verleugnen in einer unmenschlich korrumpierten Normalität!